Alan Berns Rückblick auf Facebook         weimar klingt!
 
Es ist unglaublich, aber es hat funktioniert!
Um 19 Uhr läuteten verschiedene Menschengruppen kleine Handglocken an den verschiedenen Stolpersteinstellen in Weimar (diese befinden sich an damaligen Orten, an denen jüdische Familien gelebt haben oder an welchen sich jüdische Geschäfte befanden, bevor die Nazis diese umgebracht bzw. zerstört haben). Mehrere hundert Fußgänger hielten an, um den Glocken zu lauschen und unterhielten sich über die Geschehnisse. Währenddessen, um 19.15 Uhr, strömten nach und nach die Klänge von Mendelssohn, Debussy, The Other Europeans und Blues aus den Fenstern vieler Wohnungen in Weimar. Der Klang war atemberaubend. Die Menschen auf den Straßen gingen aufeinander zu und fragten sich gegenseitig was los sei. Ich muss zugeben, ich habe den Effekt des Ganzen noch weit unterschätzt. Nach einiger Zeit verwandelte sich die komplette Weimarer Innenstadt in einen Tisch eines Familienrestaurants, an dem sich alle ohne Berührungsängste miteinander unterhalten - mit dem Unterschied, dass von allen Seiten Glockengeläute und Musik erklang und es Nacht war. Um 19.30 Uhr dann fingen alle Glockentürme in der Stadt an zu läuten. Ich lief durch Weimar und fühlte mich wie in einem Traum. Menschenströme begannen ihren Weg in Richtung Reithaus, wo um 20 Uhr das Konzert startete.
Es war so voll, dass die Leute nicht nur Stehplätze in Anspruch nahmen, Menschen verschiedensten Alters saßen sogar gemeinsam auf dem Boden, in den Gängen und außerhalb des Saals bei geöffneten Türen. DAS Stellwerk Jugendtheater präsentierte eine Performance, welche sie zusammen mit Schüler_innen des Goethe Gymnasiums kreiert hatten. Danach sprach Weimars Bürgermeister Stefan Wolf, gefolgt von Juri Goldstein von der Erfurter Jüdischen Gemeinde. Im Anschluss begann das Konzert. Miléna Kartowski, Diana Matut, der Gothaer Handglocken Chor mit Matthias Eichhorn als Dirigent, Matthias Wollong, und die fünften und achten Klassen des Humboldt Gymnasiums leisteten wundervolle Beiträge. Wie auch der Bürgermeister schon sagte, bisher gab es noch kein anderes Ereignis zu diesem Anlaß in Weimar, das so viele unterschiedliche Menschen so nah zusammen gebracht hat. Das Konzert dauerte 2 Stunden und trotzdem blieb das Publikum erstaunlich leise und extrem konzentriert, außer ein paar Lachern an der richtigen Stelle. Was soll ich sagen? Weimar wurde in Bewegung gesetzt. "Weimar klingt" hat funktioniert. Es hat sich etwas verändert. Ich danke jedem von ganzem Herzen, der diesen Tag durch seine Teilnahme möglich gemacht hat.

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